Sonst noch was?

Als würde es nicht reichen, seinen Untermieter nach USA zu bringen, was immerhin fast 20 Stunden gedauert hat, habe ich noch einen richtig fiesen Husten dazu bekommen. Die letzten zwei Nächte war an schlafen kaum zu denken und ich fühle mich wie durch den Wolf gedreht...
Aber egal, denn ich bin da! Nach einem, bis auf das nervige Husten, sehr angenehmen Flug, bei dem wir sogar ein Upgrade mit richtig viel Beinfreiheit bekommen haben, sind wir am Sonntag Abend in Fayetteville angekommen. Unsere Airbnb Unterkunft ist sehr gemütlich, wir haben viel Platz und eine sehr nette Gastgeberin, die sogar einen Duschhocker und extra Haltegriffe fürs Badezimmer für mich besorgt hat. Gestern hatten wir dann noch reichlich Zeit, in Ruhe auszupacken, bevor wir um 13:00 Uhr den ersten Termin in der Klinik hatten. Wir sind mit dem Auto nur 2 min. von dort entfernt- perfekt.
Am Counter wurden Dirk und ich sehr nett empfangen, die Mitarbeiter stellten sich alle vor und dann ging es auch schon zum Vorgespräch zu Petro, der Mutter von Dr. Katinka. Begleitpersonen sind hier ausdrücklich erwünscht und so konnte Dirk überall hin mitkommen. Petro hat ganz ruhig und freundlich den Tagesablauf erklärt, meine Unterlagen, die ich vorab ausfüllen musste mit mir durchgesprochen und mir noch einige Fragen gestellt. Dann hat sie einen EMG Test mit mir gemacht, der ziemlich schlecht ausgefallen ist. Dabei wird an der ganzen Wirbelsäule entlang mit Oberflächenelektroden die elektrische Muskelaktivität gemessen. Ich habe das Ergebniss auf dem Monitor gesehen und da waren viele schwarze und ein roter Streifen. Ich dachte: och, sieht doch nicht schlecht aus, da ich glaubte, schwarz sei normal und nur rot sei nicht so gut. Leider erklärte mir Petro, dass schwarz ganz schlecht und schon außerhalb des messbaren ist🙀. Vermutlich hängt das mit einem Autounfall vor 28 Jahren zusammen, bei dem ich ein Schleudertrauma erlitten hatte. Da wurde einiges im Körper durcheinandergebracht. Damit hatte mein System seitdem zu tun und der Nackenbereich war auch immer ein Schwachpunkt.  Wenn dann noch Faktoren wie Stress plus eine Verletzung (bei mit die Achillessehnenteilruptur) dazu kommen, kapituliert das Nervensystem, der Sympatikus wird hyperaktiv...
Als nächstes wurde die Sympatikusaktivität gemessen, die, wie zu erwarten, ziemlich hoch ist. Das bedeutet, dass der Parasympatikus, der für Ruhe und Entspannung zuständig ist, dagegen nicht mehr ankommt. Mein Körper also meisten im „ Fight and Flight“ Modus ist. Da frage ich mich doch, wie es erst ohne Yoga und Meditation aussehen würde...
Dann habe ich Dr. Katinka und ihren Assistenten Cameron kennengelernt. Beide ganz ruhige und feinfühlige Menschen. Sie hat auch noch ein paar Fragen gestellt, über die Testergebnisse gesprochen und einiges erklärt. Ich hatte auch schon meine erste Behandlung bei ihr. Man liegt auf dem Rücken und sie drückt, ziemlich unspektakulär, zwei Punkte am Kiefer und bewegt die Finger leicht. Damit wird wohl auf den Vagusnerv eingewirkt. Vorher musste ich, auf einer Skala von 1 bis 10, mein aktuelles Schmerzlevel nennen und dann stimuliert sie solange, bis der Schmerz und auch die Kälte runtergehen. Im besten Fall auf null. Das ist tatsächlich auch schnell gelungen, hält aber nicht lange vor, nur Minuten. Nun geht es darum, diese schmerzfreie Phase über die dreimonatige Behandlungsdauer immer weiter zu verlängern. Dazu hat man täglich drei bis vier dieser Behandlungen bei Dr. Katinka. Nach der Behandlung kann es einem schwindelig und auch übel sein, was bei mir jedesmal der Fall ist, das stört mich aber nicht. Ist ja ein gutes Zeichen, dass ich reagiere. Im Anschluss war ich noch bei Kacee, die mit mir die NMR Behanndlung für den nächsten Tag besprochen hat.
Die Klinik ist klein, der Wartebereich sehr gemütlich eingerichtet und das Personal total nett. Die Mitpatienten , die ich schon kennengelernt habe, auch. Viele sind mit Partner da und einigen ist anzusehen, dass sie in  einem ziemlich schlechten Zustand sind. Zur Zeit gibt es hier Patienten aus den USA, Belgien, Australien, Schweden und Deutschland. Mein erster Eindruck ist sehr gut, wenn auch die Euphorie durch diesen wirklich schlimmen Husten getrübt ist. Hauptsache ist aber: ich bin hier und es geht los!🇺🇸

Kommentare